„Ich würde mich dazu bereit erklären, die Wehrführung für die Freiwillige Feuerwehr Fahrbinde zu übernehmen“, sagt Robert Boldt. Die Neubesetzung des verantwortungsvollen Ehrenamtes wird in Fahrbinde notwendig, weil der bisherige Wehrführer Ralf Eggert im April unerwartet an einem Herzinfarkt verstarb. Die Bereitschaft des bisherigen Stellvertreters, der die Wehr mit 50 Aktiven seit April kommissarisch führt, ist keine Selbstverständlichkeit. „In meinem Amtsbereich musste sich die Feuerwehr Loosen Anfang Mai auflösen, weil sich kein neuer Wehrführer gefunden hat“, berichtet Dirk Hochschild, Amtswehrführer in Ludwigslust-Land. „Der neu gewählte Wehrführer konnte nicht die Zeit aufbringen, alle für das Amt notwendigen Lehrgänge zu besuchen.“ Obwohl die neu gewählten Amtsinhaber zwei Jahre Zeit haben, die vorgeschriebenen Ausbildungen zu absolvieren. „Zu den 150 Stunden Grundausbildung in Theorie und Praxis, die alle Kameraden in Dargelütz oder Hagenow an Wochenenden absolvieren müssen, kommen noch 24 Stunden Atemschutzgeräteträger- und 16 Stunden Sprechfunk-Ausbildung sowie 36 Stunden Schulung zum Truppführer“, rechnet Sven Pinnow vor, der beim Kreisfeuerwehrverband Ludwigslust-Parchim für die Ausbildung zuständig ist. „Außerdem müssen die Lehrgänge an der Landesfeuerwehrschule in Malchow absolviert werden. Dafür müssen sich die Auszubildenden montags bis freitags vom Arbeitgeber freistellen lassen.“ Das sind 70 Stunden Gruppenführerausbildung, für größere Wehren mit mehr als 26 Kameraden ist noch die zum Zugführer mit ebenfalls 70 Stunden erforderlich. Die Ausbildung zum Leiter Feuerwehr dauert 36 Stunden. Das große Problem sei aber, dass die Interessenten teilweise auf die Ausbildungen lange warten müssten, weil die Schule in Malchow nicht genügend Kapazitäten hat. „Es gibt Kameraden, die Jahre auf den Lehrgang Gruppenführer warten müssen“, so Pinnow, der im Ehrenamt Wehrführer von Banzkow ist. Für die Freistellungen hätten viele Arbeitgeber aber Verständnis. „Das ist ja auch im Brandschutzgesetz geregelt“, erläutert Dirk Hochschild. „Trotzdem können sich kleine Unternehmen das oft nicht leisten.“ So dass Kameraden ihren Arbeitgeber erst gar nicht danach fragten, ob sie mit der Freistellung für die Ausbildung und die zusätzliche Zeit für das Ehrenamt einverstanden wären.
Für seinen Arbeitgeber sei das okay, sagt Robert Boldt. Allerdings sei er viel unterwegs und könne bei Einsätzen am Tage kaum dabei sein. „Das macht unser zweiter Gruppenführer Ricardo Schmidt. Mehr haben wir leider nicht“, so Boldt.
„Wir konnten Gott sei Dank bisher immer jemanden finden, der die Wehrführung übernimmt“, erklärt Markus Eichwitz, Amtswehrführer in Crivitz. In der freiwilligen Feuerwehr der Stadt Crivitz stand allerdings gerade die Jugendfeuerwehr kurz vor dem Aus, weil sich kein Jugendwart fand. „Das machen oft Frauen zwischen 25 und 35. Da kommen manchmal Schwangerschaften dazwischen. Auch ein Arbeitsplatzwechsel oder Schichtdienst kann zu Schwierigkeiten führen.“ Die langen Wartezeiten für die Ausbildung zum Gruppenführer sieht auch er als Problem.
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